Episode 9

Eine Radreise nach Sardinien – Teil 2

Eine wundervolle Erfahrung

142 Kilometer später.

Früher Abend.

In Remagen.

Unsere erste Begegnung mit „Jemandem„.

Mit wem?

Manche nennen ihn „Gott“.

Manche „Das Universum“.

Andere haben andere Namen.

Sie meinen aber alle den oder das Gleiche.

Mehr als eine Radreise

Die erste? Ja, es gab mehrere von ihnen.

Es sollte eigentlich ja nur eine Radreise nach Sardinien werden.

Es wurde aber im Laufe der Reise mehr.

Es wurde auch eine Reise der Erkenntnis.

Der Erkenntnis, dass es da etwas bzw. jemanden gibt.

Jemandem, der es gut mit dir meint. Der bei dir ist.

Eine wundervolle Erfahrung.

Aber fangen wir auch hier wieder von vorne an.

Immer weiter

Wir waren beim „Weilerswist im Kreis Euskirchen„-Schild.

Und wir fühlten uns wie Helden „on tour“.

Du erinnerst dich?

Von da aus ging es weiter.

Immer weiter weg von zuhause.

Durch …

  • den Kreis Düren
  • den Rhein-Erft-Kreis
  • und den Kreis Euskirchen

bis nach Köln-Wesseling an den Rhein.

Ein schönes Gefühl.

Und dann noch zu wissen, dass es dabei nicht bleibt.

Dass es immer weiter geht.

Gänsehaut.

Ein Fluss voller Unterschiedlichkeit

Der Rhein.

Der Fluss, der für einige Zeit unser Begleiter sein sollte.

Der, dessen Kilometrierung wir hinterher in und auswendig kannten.

Und sie runterzählten. Bis zur Null.

Und den wir kennenlernten.

In all seiner Verschiedenheit.

Von der uns bekannten Weingegend hin zum Rheingold. Dem Kies.

Weiter an Scharen von Schwänen vorbei. An Nebenarmen. Zum Obstanbau.

Bis uns irgendwann auffiel, dass es gar keinen Schiffsverkehr mehr gab.

Und noch weiter

Von der Haustüre bis an genau diesen Rhein also.

Bis dahin hatten wir es schonmal geschafft.

Das war doch schon mal was.

Aber es war uns noch nicht genug.

Wir rollten weiter.

Bis wir unser Bundesland verließen.

Auf Wiedersehen Nordrhein Westfalen. Rein nach Rheinland-Pfalz.

Und runter bis nach Remagen.

Genug fürs Erste  – Etappenziel

Dort war mein „Akku“ leer.

Und dort sollte dann auch das Ende unser ersten Etappe sein.

Ausruhen und Essen war angesagt.

Viel Essen. Und ein Bierchen. Oder auch zwei.

Aber … war das nicht eher ein Weinort?

Egal.

Also, schnell ein Hotel suchen, duschen, umziehen und los.

Wieder mal ein guter Plan.

Aber es sollte anders kommen.

Gleich schon am ersten Tag.

Unsere erste Begegnung

Geschafft

Dann kam sie.

Unsere erste Begegnung.

Nach den 142 Kilometern waren meine Beine wie Gummi.

Macht nichts. Wir haben es ja geschafft. Nur noch ein Zimmer besorgen. Und dann ist Feierabend.

Dann können die Regeneration und Abend beginnen.

Ab zur Touristeninformation. Noch 15 Minuten bis zur Schließung.

Irgendwas ist hier komisch

Wir sahen uns um.

Warum war die Stadt überhaupt so rammelvoll?

Überall Musik. Überall Massen von Leuten.

Dann sahen wir es.

Es war Weinfest.

Prima. Dann ist ja wenigstens was los.

Ernüchterung

Was los?

Der Mann von der Touristeninformation sah uns an wie zwei Irre.

Und ein wenig mitleidsvoll.

Denn Remagen war ausgebucht.

Vollkommen.

Er telefonierte trotzdem. Engagiert. Weiter und weiter.

Er sah uns an, dass wir keinen Meter mehr rollen wollten.

Nun rief er auch entferntere Hotels an. Die im Umkreis.

Auch ausgebucht.

Die Öffnungszeit der Information war mittlerweile auch schon verstrichen.

Er verabschiedete uns irgendwann mit ernstgemeinten tröstenden Worten.

Wir nahmen unsere Lenkertaschen vom Tresen und drehten uns um. Um zu gehen.

Aber wohin?

Die Begegnung

Da sagte er: „Was solls. Ich versuche jetzt einfach noch das Unmögliche.“

Dann rief er ein letztes Hotel an.

Eins mit Null-Prozent Erfolgsaussicht. Eines mitten im Zentrum!

Und … ? Unvorstellbar.

Es hatte gerade !!! jemand abgesagt. Gerade eben.

Unsere erste Begegnung mit …

Entscheide du mit wem.

Der Rest des Abends war Freude und Stolz.

Und Bier.

Das hatten wir uns ja auch verdient.

Die ersten Etappen

142 Kilometer. Und das schon am ersten Tag.

Anstatt 100. Wie geplant.

Ja, und so ging es auch weiter.

Hier mal die Angaben zu den ersten Etappen:

  1. Haustüre – Remagen = 142 km
  2. Remagen – Lauenheim = 166 km
  3. Lauenheim – Leimersheim = 147 km
  4. Leimersheim – Rust = 150 km
  5. Rust – Bad Säckingen = 143 km

Warum?

Es lief halt gut.

Unsere Fähren waren ja gebucht.

Und so dachten wir, dass ein paar Kilometer mehr jeden Tag schließlich eine beruhigende Reserve seien.

Einfach nur Radfahren

Wenn du dich jetzt so fragst, was wir beiden während der gesamten Tour denn so den ganzen Tag gemacht haben, dann ist die Antwort sehr einfach.

Für den einen oder anderen aber vielleicht auch erschreckend.

Denn sie lautet …

Rad gefahren. Einfach nur Rad gefahren.

Von nach dem Frühstück bis zur Hotelsuche.

Danach wieder duschen, umziehen, essen und schlafen legen.

Empfehlenswert?

Ist das empfehlenswert für eine mehrtägige Radtour mit deiner Frau?

Nein, auf keinen Fall.

Da ist cruisen angesagt, Pausen, früheres Ankommen, Stadtbesichtigung, usw..

Ist das empfehlenswert für eine Radtour unter zwei Männern?

Ja, auf jeden Fall!

Unser Begleiter – Der Rhein

Weiterfahrt

Remagen im Frühnebel. Der Rhein im Frühnebel.

Ein schönes Bild.

Wir fuhren wieder los.

Hinein in den Tag 2. Immer weiter weg von zuhause.

Abwechslung

Die nächsten Stationen unserer Reise den Rhein entlang, vorerst bis zum Bodensee, waren sehr interessant.

Und vor allem immer noch schön flach.

Langweilig, weil immer am Wasser entlang?

Auf keinen Fall!

Ich wusste gar nicht, dass ein Flussradweg so abwechslungsreich sein kann.

Der Rhein verändert sich. Kilometer um Kilometer.

Übrigens Kilometer. Diese kannst du an den begleitenden Tafeln ablesen.

Jeder 100er Schritt wurde von uns gefeiert.

Ein Fluss – viele Gesichter

Wein und Burgen

Das Weinbaugebiet mit seinen Hängen kannten wir ja schon.

Aber dass es dort gleich so viele Burgen gibt.

Rheingold

Und dass mit dem Rheingold der Kies gemeint ist, der in zahlreichen und riesigen Kieswerken ans Tageslicht geholt wird,

das war zumindest mir neu.

Brücken

Brücken. Eine interessanter als die andere.

Nicht, dass du mich jetzt für einen Brückenfetischisten hältst, aber sie waren wirklich schön anzusehen.

Und man merkte an ihnen, dass man wieder ein gutes Stück vorwärts gekommen ist.

Schiffe

Dann die ganzen Schiffe.

Binnenschifffahrt.

Eine Welt für sich.

Gegensätze

Und die Gegensätze.

Du fährst einserseits an den herrlichsten Obstplantagen vorbei. Alles grün.

Aber auch an Industrie. BASF in Ludwigshafen. Unvorstellbar. Schnell weg von dort.

Ruhe und Natur

Irgendwann wurde der Rhein dann ruhiger. Zumindest am Radweg.

Es fällt dir zunächst gar nicht so richtig auf.

Du merkst irgendwann, dass es keine Schiffe mehr gibt.

Nur noch Natur. Viele Tiere. Vor allem Schwäne. Massenhaft Schwäne.

Ein Grund zu halten. Selbst für uns.

Gebäude

Was du aber auch merkst, aber auch nur so allmählich, ist, dass sich das Aussehen der Gebäude verändert.

Besonders die Kirchtürme.

Lust auf mehr

Wir sehen uns an.

So kann es weitergehen.

Vorahnung

Aber wir wissen … irgendwann werden sie kommen.

Erst die Wellen, dann die Hügel. Und dann die Schrankwände.

Genannt Alpen.

Und da werden wir rüber müssen.

Auch ich.

Schlafen

Übernachtet haben wir dann jeweils irgendwo in Flussnähe.

Einfach irgendwelche Leute gefragt.

Ab von der Strecke. Hin zur Unterkunft. Zimmer bekommen. Freude.

Apropos schlafen, geschlafen haben wir in normalpreisigen und sauberen kleineren Hotels.

Keine Absteigen, aber auch keine Luxusteile.

Meistens jedenfalls.

Meistens?

Warte, ab, es werden noch weitere „Begegnungen“ kommen.

Es wird in Teilen beinahe spirituell. 🙂

Denn da war jemand, der hat auf uns aufgepasst. Die ganze Zeit.

Eine wundervolle Erfahrung.

Und eine nachhaltige.

Städte

Und wir fuhren durch Städte.

Koblenz mit seinem Deutschen Eck.

Mainz mit dem Blick nach Wiesbaden.

Worms.

Speyer mit seinem Dom.

Kehl am Rhein mit seiner Nähe zu Frankreich.

Und andere.

Basel – Der nächste Meilenstein

Bis nach Basel.

Wieder so ein Meilenstein.

Weil der Rhein dort seinen Knick macht.

Und … weil wir auf einmal in der Schweiz waren.

Wir hatten Deutschland verlassen.

Da kam sie wieder.

Die Gänsehaut.

Ricci

In Basel konnte uns Ricci nicht helfen.

Ricci?

Ja der sympathische und gesprächige Hotelier aus Rust.

Rust, unserem vierten Etappenziel.

Und dem Ort mit Europas zweitgrößtem Freizeitpark.

Mit der entsprechenden Auslastung. Und Menschenmengen.

Was wir bis dahin nicht wussten.

Er bot uns dort eine bezahlbare Unterkunft und gab uns einen Insidertipp.

Ein abseits gelegenes Restaurant, indem es erschwinglich und lecker sein sollte.

Und das war es auch.

Aber wir waren nicht allein. Es war brechend voll.

Überall junge Menschen. Die meisten durchtrainiert. Sich in den verschiedensten Sprachen verständigend.

Touristen?

Nein.

Wie sich im Weiteren herausstellte, alles Animateure und Darsteller der Parkanlage.

Wieder mal ein schöner Abend. Ein sehr schöner.

Danke Ricci.

Ernährung – Laut Lehrbuch?

Was wir da so gegessen haben?

Und auch während der ganzen Reise?

Immer das gleiche.

  • Morgens: Alles was reinpasste.
  • Tagsüber: Schokolade, Burger und Eis aller Art.
  • Abends: Zwei Hauptgerichte.

Zwei Hauptgerichte? Ja, zwei. Und ja, immer.

Die Feier in der Schweiz

Zurück zur Schweiz.

Nach Basel.

Ohne Ricci.

Diesen Meilenstein galt es zu feiern.

Und zum Bodensee war es auch nicht mehr „weit“.

Für unsere Verhältnisse.

Also … zwei Bier mussten her. Radler, also Bier mit Zitronenlimonade.

In „gebührender“ Umgebung.

An einem Kiosk am Fluss.

Der Preis war auch „gebührend“.

Und hat uns in die Realität zurückgeholt. In die Schweiz.

16 Euro !!!

Prost.

Erste Wellen

Von da an wurde es wellig.

Nicht übermäßig, aber man merkte auf einmal leichte Anstiege.

Das Ebenerdige war vorbei.

Bad Säckingen

Die nächste Unterkunft lag in Bad Säckingen. Auch ein schönes Städtchen.

Und wir werden es nicht vergessen.

Warum?

Weil es dort landschaftlich schön war?

Ja das auch.

Aber das war ja die ganze Strecke bisher. Sehr sogar.

Und sie sollte noch besser werden. Viel besser.

Nein, wegen des Abendessens.

Dieses hatte Besonderheiten. Gleich zwei. Zwei Extreme.

Steak und Hexe

Es gab da eine sehr freundliche und bemühte Bedienung. Eine junge Auszubildende.

Das arme Mädchen.

Mit der ersten extremen Besonderheit:

Ihrer sie begleitenden Chefin.

Denn die war eine wahre Hexe. Nicht unbedingt vom Aussehen her.

Sondern wegen ihres herablassenden Verhaltens dem Mädchen gegenüber.

Widerlich. Und das vor uns. Also vor Fremden.

Ein mieser Charakterzug.

Und der zweiten Besonderheit:

Den Steaks. Und was für welche.

Je 10 von 10 Punkten.

Vom Mann der Hexe zubereitet.

Der arme Kerl.

Die beiden mussten bleiben. Wir durften am nächsten Tag weiter.

Die nächste Radreiseerkenntnis

Eine perfekte Gelegenheit, sich darüber bewusst zu werden, was für ein Riesenglück wir mit unseren Frauen haben.

Auch Danke dafür !!!

Erdkunde „6 – Ungenügend“

Auf dem weiteren Weg zum Bodensee beschäftigte uns die ganze Zeit eine Frage.

Liegt Konstanz schon in der Schweiz oder gehört es noch zu Deutschland.

Peinlich.

Aber wahr.

Denn … wir fuhren auf Schweizer Radwegen und auf der Schweizer Seite des Bodensees.

Und Konstanz sollte unser nächstes Etappenziel sein.

Ein Bezahlbares.

Haben wir den Rheinfall von Schaffhausen gesehen?

Wie ist es uns in Konstanz, einer der teuersten Städte Deutschlands, ergangen?

Und wie ging es weiter?

Körperlich und landschaftlich.

Bleib dran.

Teil 3 wird kommen. Spannend und bergig. 🙂    Hans-Peter

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10 Kommentare
  1. Robin Quix sagte:

    Super geschrieben. Es hat sich gelohnt, deine Artikel weiter zu verfolgen. Ich bin gespannt auf deinen 3. Teil.

    Grüße Robin 😉

    Antworten
  2. Iris Franklin-Schuller sagte:

    Toller Reisebericht, sehr inspirierend und mitreißend geschrieben. Wäre schon bald gerne dabei gewesen ?. Freue mich auf Teil 3. LG Iris

    Antworten
    • rita und hans-peter sagte:

      Danke für deine anerkennenden Worte.
      Vielleicht inspirieren sie den ein oder anderen ja.
      Es müssen ja nicht direkt so viele Kilometer werden.
      Liebe Grüße H-P

      Antworten
  3. Felix Wilberg sagte:

    Sehr schöner Reisebericht bislang. Beim Lesen war ich gedanklich schon dabei, in der Garage die Luftpumpe zu suchen.
    Der Facettenreichtum des Flusses hat mich irgendwie an den Ruhrtalradweg erinnert. Es ist schon spannend zu erleben, wie die eigenen Erwartungen im positiven Sinne über den Haufen geworfen werden können. Für mich bedeutete das: graue Industrie-Brachen vorgestellt und blühende grüne Landschaften durchfahren. Das Ruhrgebiet sehe ich mittlerweile völlig anders.
    Überhaupt verstehe ich die Begeisterung für die extrem intensive Wahrnehmung der Landschaft, bzw. der Strecke beim Radeln und auch beim Wandern sehr gut.

    Antworten

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