Episode 17

Eine Radreise nach Sardinien – Teil 7

Die unangenehme Begegnung

Scheiße !!!“

„Was ist?“

„Die Polizei.“

„Wo?“

„Auf der anderen Seite.“

„Und jetzt?“

„Kein ,Und Jetzt?‚“

„Wir können nichts machen.“

„Wir müssen weiterfahren.“

Die Reaktion

Und das taten wir auch.

Schnell.

Schneller als zuvor.

Trotz der Hitze.

Trotz des Gepäcks.

Nicht hinsehen

Ohne dabei nach links zu gucken.

Nach dem Motto …

Wenn wir nicht hinsehen, sehen die uns auch nicht.

Und so gaben wir Gas.

Ohne uns umzudrehen.

Waren sie mittlerweile schon hinter uns?

Was werden sie mit uns machen?

Zurück zum Anfang

Aber halt.

Wir waren am Ende des Teils 6 ja noch auf der Fähre.

Also müssen wir erst nochmal dahin zurück.

Der erste Eindruck

Der Hafen kam in Sicht.

Ganz langsam.

Der Hafen von Santa Teresa.

Im Nordosten von Sardinien.

Von weitem sah alles schon mal grün aus.

Und nicht übertrieben bergig.

Segelschiffe waren zu sehen.

Vom ersten Eindruck her also schon mal o.k..

Nein. Eigentlich sah es sogar irgendwie einladend aus.

Machbar.

Die Kenntnisse

Komisch.

Ich stand auf der Fähre und dachte über Sardinien nach.

Jetzt erst.

Jetzt erst so richtig.

Obwohl es ja unser Reiseziel war wusste ich eigentlich nichts über die Insel.

Nicht gerade ein Zeichen von Vorbereitung oder Allgemeinwissen.

Ich wusste, dass Sardinien …

  • zu Italien gehört
  • es dort sehr sehr sehr schöne Strände geben soll
  • und das Götz George a.k.a. Schimanski dort ein Anwesen haben soll

Mehr nicht.

Die Vorfreude

Grund genug, sich die Insel einmal anzusehen.

Sie zu durchfahren.

Sie zu spüren.

Grund genug, mit Freude von Bord zu gehen.

Mit Erwartungen.

Und mein Körper?

Wenn ich bis hierher gekommen bin, dann werde ich den Rest wohl auch noch schaffen.

Irgendwie.

Ist doch …

  • Ehrensache
  • und Neugier
  • und Lust, die Welt zu erleben

Also los.

Die ersten Meter

Die kleine Fähre legte an.

Wir rollten von ihr herunter.

Ins Hafengelände.

Erst durch ein Tor.

Dann auf eine Zufahrtsstraße.

Und schon waren wir mittendrin.

Direkt nach dem Hafengelände ging es los.

Kein langer Übergang.

Kein langsames Dimmen.

Schalter ein.

Wir sahen Natur pur.

Sardinien wir kommen.

Der Blick auf die Karte

Ein Blick auf die Karte zeigte uns, dass es sehr wohl Berge gab.

Vornehmlich in der östlichen Hälfte und später dann im Südwesten.

Aber nicht ganz so schlimm wie die auf Korsika.

Und es gab Täler.

Es gab lange weite Täler.

Und offensichtlich so etwas wie Einöden.

Fast schon so etwas wie Steppenlandschaften.

Naja, wir würden es später ja sehen.

Der Plan

Es wurde Zeit für einen Plan.

Also entwickelten wir einen.

Am Straßenrand.

Neben unseren Rädern stehend.

Wir wollten Sardinien diagonal durchqueren.

Von oben rechts nach unten links.

Und dabei soviele Täler wie möglich nutzen.

Ein guter Plan.

Würde er auch so funktionieren?

Und Spaß machen?

Komm mit!

Du wirst es sehen.

Der pure Genuss

Der Plan schien aufzugehen.

Es rollte sich gut.

Sehr gut sogar.

Es lief.

Es gab …

  • eine geile Natur
  • machbare Höhenmeter
  • vernünftige Straßen
  • wenig Verkehr

Insgesamt sogar wenig von allem.

Es gab zwar Ortschaften.

Schöne sogar.

Interessante.

Und diesmal auch wieder mit italienischem Flair.

Von Frankreich war hier nichts mehr zu spüren.

Aber ansonsten war hier Einsamkeit angesagt.

Zweisamkeit besser gesagt.

So radelten wir immer wieder lange Strecken zweisam vor uns hin.

Wir und die Natur.

Wir und Sardinien.

Eine wirklich schöne Sache.

Radfahren von einer seiner besten Seiten.

Lernen durch Schmerzen

Wenn da nicht das Eine gewesen wäre.

Die neue Erfahrung.

Die schmerzhafte Erfahrung.

Etwas, mit dem wir vorher nicht gerechnet hatten.

Etwas, was uns unsere körperlichen und geistigen Reserven betraf.

Sie herausforderte.

Und trainierte.

Etwas, das uns wieder mal dazulernen ließ.

Wie kam es zu der Erfahrung?

Du fährst durch diese schöne Landschaft.

Hast Freude.

Es läuft.

Und du lässt es rollen.

Einfach nur genießen.

Es wirken lassen.

Radreisen spüren.

Alles ist 10 von 10 Punkten.

Irgendwie meditativ.

Fast schon wie beim Runner’s High.

Du redest dabei ein bisschen.

Machst Scherze.

Und rollst und rollst.

—  Kleiner Einschub  —

Von plötzlichen Hundeangriffen jetzt mal abgesehen. 🙂 🙂 🙂

Man achte besonders auf den kleinen Kläffer ganz rechts.

Die hatten halt Sorge um ihre Schafe.

Kannst du dich in diese Situation hineinversetzen?

Ja?

O.K..

Dann weiter.

Du trinkst dein Wasser leer.

Schluck für Schluck.

Hast dein Frühstück verdaut.

Und … freust dich auf den Nachschub.

Aufs Essen.

Und auf neues Wasser.

Erst so ganz allmählich.

Dann etwas stärker.

Und dann deutlich.

Bist du immer noch bei mir?

O.K.

Dann nochmal weiter.

Dann stellst du auf einmal noch etwas fest.

Erst ist es dir vorher gar nicht so bewusst aufgefallen.

Die Strecken zwischen den Ortschaften werden irgendwie immer länger.

Und die Dörfer weniger.

Kein Problem.

Es wird schon was kommen.

Und es kommt auch was.

Irgendwann.

Mittags.

Genau zur richtigen Zeit.

Just in time.

Der Schlag mit dem Hammer

Und jetzt lernst du es dazu.

In genau dieser Situation.

Schmerzhaft.

Wie beim Boxen.

Es tut weh, weil du vorher nicht aufgepasst hast.

Das Es

Die verdammte Mittagspause !!!

Sie geht hier bis mindestens 16.00 Uhr.

Was soll das denn?

Verdammte Sche… !

Eigentlich ja logisch.

In dem Land.

Bei der Hitze.

Die Schmerzen

Also weiter

  • durch die Hitze
  • mit leerem Magen
  • ohne Wasser
  • mit trockener Kehle
  • knurrendem Magen
  • schwindenden Kräften

Und das Ganze bis mindestens 16.00 Uhr.

Falls es genau da dann auch etwas geben sollte.

Die Erfahrung

Du siehst …

Manchmal lernst du im Leben halt durch Schmerzen.

Aber Hauptsache du lernst.

Und ziehst deine Lehren daraus.

Die Erlösung

Und dann kam die Tankstelle.

Die einsame.

Auf einer Landstraße gelegen.

Deutlich nach 16.00 Uhr.

Mit einer kleinen Bar.

Und die wurde für uns zum Tempel.

Die Bedienung zur Göttin.

Cola ist ungesund. Aber sie wurde zu unserem Lebensretter. 🙂

Leider sind die Bilder etwas unscharf geworden.

Meine Hand zitterte.

Aber ich möchte es dir auf keinen Fall vorenthalten.

Budduso

Eine 4000 Seelen-Gemeinde.

Hier sollte unser Ziel sein.

Für heute.

Unser erstes auf Sardinien.

Laut Navi sollte es hier etwas geben.

Trotz der wenigen Einwohner.

So war es auch.

Ein christlicher Ort

Und es wurde christlich.

Erst kam das Ortseingangsschild.

Dann der Papst.

Am Straßenrand.

  • Groß.
  • Aus Stein.
  • Sehr detailgetreu. Fast wie echt. Nur in weiß. 🙂

Dann das Hotel.

Es hieß La Madonnina.

Die Frage war jetzt, ob wir unser Abendessen hier einfach nur so bekamen oder ob wir dafür vorher erst noch beichten mussten.

Das wäre uns schwer gefallen.

Weil uns nichts eingefallen wäre.

Sündenfrei, liebeswürdig und gutherzig wie wir nun mal waren. 🙂

Es ging dann aber ohne zu beichten.

Es wurden wieder mal zwei Hauptgerichte.

Das Grün weicht

Am nächsten Tag wechselte die Landschaft.

Die Täler wurden noch weiter.

An deren Ausläufern lagen die Berge.

Durchgehend.

Aber weiterhin nicht mehr so hoch.

Sie und deren Umfeld waren noch grün.

Davor, also entlang unseres Weges, wurde es aber anders.

Es wurde karg.

Vom Kargen zur Steppe

Und auch das wechselte im Weiteren.

Beinahe zur Einöde.

Zu einer Art Steppe.

Ja, wir dachten teilweise wirklich, dass wir in einer afrikanischen Steppe wären.

In Teilstücken sogar fast schon so wie auf dem Mond.

Unglaublich.

Eine bizarre Umgebung

Und das Ganze auch noch mit langgezogenen geraden Straßen.

Die an die USA erinnerten.

So eine bizarre Umgebung hatten wir auf der ganzen Reise bisher noch nicht erlebt.

Wird es so bleiben?

Und so fuhren wir weiter dahin.

Guter Laune.

Denn es war ja interessant anzusehen.

Und es rollte.

Das war wichtig.

Die Gabelung

Und dann kamen wir mal wieder an so eine Rechts oder Links-Sache.

Mitten in der Steppe.

Mitten auf dem Mond.

Wir entschieden uns für links.

Obwohl links schon mal nicht so gut war.

Du erinnerst dich?

Aber es lief weiter.

Vorerst.

Doch nach kurzer Zeit wurde die Straße irgendwie anders.

Breiter.

Und noch gerader.

Mit einem befestigtem Mittelstreifen.

Die Autobahn

Ahnst du was passiert war?

Hier mitten in der Steppe.

Richtig.

Wir waren auf einer Autobahn.

Warum auch immer.

Und wo auch immer die her kam.

Unerklärlich.

Unser Puls stieg.

Scheiße.

  • Was sollten wir hier?
  • Wo führte die hin?
  • Wie kommen wir hier wieder weg?

Die Polizei

Dann wurden unsere Gedanken unterbrochen.

Sie stand auf der anderen Seite.

Die Polizei.

Schrecksekunde.

Schnell was ausdenken.

Unseren Trick kennst du ja.

Vom Anfang.

Den vom Nichthinsehen.

Optimiert und verfeinert durch Gasgeben. 🙂

Was auch immer das bringen sollte.

Doch nach einiger Zeit kam die Vernunft zurück.

Wir drehten uns um.

Vorsichtig.

Verhalten.

Glück gehabt

Nichts.

Es passierte nichts.

Sie blieben stehen.

Wir schienen sie nicht zu interessieren.

Es lebe Italien.

Dennoch.

Weg hier.

Nichts provozieren.

Außerdem, was sollten wir auf einer Autobahn?

Da kannst du zwar schnell vorwärtskommen.

Aber zum Radreisen eigentlich nicht so unbedingt die erste Wahl.

Also runter.

Sofort.

An der nächsten Ausfahrt.

Ich hoffe, du hast Verständnis dafür, dass wir in dieser Situation nicht auch noch Fotos geschossen haben.

Die nächste Lehre

Sachen gibts.

Egal.

Wir hatten ja Glück gehabt.

Darüber sinnierend fuhren wieder dahin.

Cruisend.

Lachend.

Bis ein Supermarkt kam.

Irgendwo in der Mitte von Sardinien.

Es war kurz vor der Mittagspause.

Jetzt bloß keinen Fehler machen.

Ich ging hinein.

Norbert wartete draußen.

Bis ich wieder zurück kam.

Mit meinen Einkäufen.

Stolz.

Sein Blick auf dem Foto spricht Bände.

Warum?

Weil er kurzfristig dachte, ich sei durchgedreht.

Da ich um die Länge der Mittagspause wusste, wollte ich besonders klug sein.

Ungefähr so wie Wickie.

Ist mir aber nicht ganz gelungen.

Die Massen an 1,5-Liter Wasserflaschen hätten uns fast die Halterungen unserer Gepäcktaschen zerrissen.

Die nächste Lehre.

Man kann auch alles übertreiben.

Ein Umweg ins Unglaubliche

Es sollte einen See geben.

Einen großen.

Und auch wieder Bäume.

Hier.

Mitten in dieser Mondlandschaft.

Zumindest laut Karte.

Kaum zu glauben.

Wenn das wirklich so wäre, kann es dann eigentlich noch verrückter zugehen?

Noch abwechlungsreicher?

Laut Navi war er ein kleiner Umweg.

Ein welliger sogar.

Aber wir wollten ihn von Nahem sehen.

Unbedingt.

Es glauben.

Also hin.

Wahrhaftig

Und es war tatsächlich so.

Quasi eine riesige Oase mitten auf dem Mond.

Und danach?

Ja, danach sofort wieder Mond.

Irgendwie bizarr.

Egal.

Nicht drüber nachdenken.

Wir sind hier halt nicht in Aachen.

Die Uhr tickt

Und weiter.

Es fing an spät zu werden.

Mal wieder.

Also Zeit zum … ?

Genau.

Aber ein noch so schöner Mond hat auch Nachteile.

Es gibt da nämlich nichts zum Übernachten.

Außer für Astronauten.

Aber nicht für Radfahrer.

Ein Blick nach vorne, nach weit vorne, bestätigte unsere Vermutung.

Da war nichts.

Rein gar nichts.

Außer …

  • Einöde
  • einer einsamen Straße
  • und uns

Und der Blick aufs Navi?

Ebenfalls …

  • nichts

Ein Wunder ist nötig

Von der bizarren Landschaft mal abgesehen eine mittlerweile gewohnte Situation.

Bisher haben wir uns auch immer wieder mit unserem Haarschopf aus dem Sumpf gezogen.

Irgendwie.

Oder wurden wir gezogen?

Aber hier?

Hier würde es zum ersten Mal eines wahren Wunders bedürfen.

In dieser Umgebung.

Im wahren Nichts.

Rundherum nur Mond.

Abwägungen

Die Überlegungen fingen an.

Sollten wir tatsächlich das erste Mal am Straßenrand schlafen?

Hier.

Nur mit unseren Klamotten.

Und den Packtaschen als Kopfkissen.

Oder sollten wir mal durchfahren.

Egal wie weit es sein muss.

Egal was dann mit uns passiert.

Hauptsache nicht auf dem Boden schlafen müssen.

Der Horizont

Eine langgezogene Linkskurve.

Ein Schild mit einem Hinweis auf alte römische Quellen.

Und dann … rechts lag ein einsames Haus.

Ein riesiges.

Es war Hotel.

Hier?

Ja.

Warum hier?

Dafür konnte es eigentlich keinen nachvollziehbaren Grund geben.

Nicht hier.

Das Grand Hotel

Und offenbar kein normales.

Da stand Grand Hotel.

Und was von Thermalquellen.

Offenbar schien es in dieser seltsamen Umgebung tatsächlich alte Quellen zu geben.

Große Erleichterung.

Und Nervosität.

Wir in einem Grand Hotel?

Verhandlungen

„Geh du rein.

In Frankreich musste ich immer alles regeln.“

Also ging ich los.

In die riesige Empfangshalle.

Herr Dr. Klöbner und Herr Müller-Lüdenscheidt

„Sehen scheiße aus unsere Badekappen oder?“

„Wie lange haben wir eigentlich noch?

Müssen gleich schon zum Menü.“

Ein schönes Gespräch.

Wir saßen in blubberndem heißen Wasser.

Umgeben von alten Frauen.

Und waren zufrieden.

Sehr zufrieden.

Nicht wegen der Frauen.

Vor allem nicht wegen der Badekappen.

Sondern wegen der Situation.

Unser aktueller Plan?

Noch was beblubbern lassen.

Dann etwas hin und her schwimmen.

Die Badekappen ausziehen.

Und dann zum Abendessen.

Das mit den mehreren Gängen.

Zwei offene Fragen

1.

Hatten wir das verdient?

Ja.

2.

Wie kam es dazu?

Das erfährst du jetzt.

Das Angebot

Auf in die Halle.

Ich war …

  • dreckig
  • verschwitzt
  • nervös

Erklärte unsere Situation.

Und unser Budget.

Einem freundlichen Rezeptionisten.

Der sah mich an.

Von oben bis unten.

Und dann?

Dann machte er uns ein Supersonderspezialangebot

  • Übernachtung
  • Nutzung aller Bäder und Saunen
  • Mehrgängemenü

Zu einem Preis, der mich umhaute.

Vor Freude.

Die Ehrbekundung

Ich machte ihn sicherheitshalber nochmal darauf aufmerksam, dass wir keine Grand Hotel-Kleidung besäßen.

Er sagte, es sei ihnen eine Ehre zwei Radreisende wie uns zu beherbergen.

Nur auf Badekappen in der Sauna, darauf müsse er leider bestehen.

Aber man leihe uns gerne welche.

Nun konnte ich nicht mehr an mich halten.

Und ging nicht, sondern rannte raus.

Was für eine Welt.

Unser Einzug

Und dann zogen wir ein.

Mit unseren bepackten Rädern.

Zwei verschwitzte dreckige Typen.

Nein, zwei verschwitze dreckige Helden.

Vorbei an den edel gekleideten Gästen.

Die nun alle innehielten und uns ansahen.

Alle.

Vor uns ging eine junge Angestellte, die uns zu einem Raum führte, der genau gegenüber lag.

Genau am anderen Ende dieser riesigen Halle.

Einen Raum für unsere Räder.

Damit sie nicht draußen bleiben mussten.

War ja schließlich ein Grand Hotel.

Es klickte auf dem Marmorboden.

Unentwegt.

Bei jedem von Norberts Schritten.

Wir fühlten uns auf einmal kein bisschen fehl am Platz.

Im Gegenteil.

Wir stolzieren.

Beinahe wie Pfaue.

Naja, ab und an darf man ja auch mal ein wenig auf die Kacke hauen. 🙂

Oder?

Die Realität

Und?

Wie war es hinterher tatsächlich?

Sie hielten Wort.

Alle.

Ohne Ausnahme.

Das Essen war spitze.

Und mehr als reichlich.

Die Bedienung freundlich.

Ehrlich freundlich.

Was will man noch mehr?

Wir schliefen wie die Könige.

Hinterher weiß man immer mehr

Fordongianus hieß der Ort.

Und das Hotel lag an dessen Rand.

Auf der zum Mond hin gelegenen Seite.

Wir konnten den Ort vorher also gar nicht sehen.

Hätten wir dort was Bescheideneres gefunden?

Vielleicht.

Aber egal.

Wir hatten einen sehr schönen Abend.

Und darauf kommt es an.

Übrigens … 102 km waren es.

Eigentlich gar nicht so viel.

Weiter

Weiter gings.

Am nächsten Morgen saßen wir wieder auf unseren Rädern.

Da wussten wir noch nicht was für einen Tag wir vor uns hatten.

Vor uns lagen …

  • endlose Weiten
  • weiterhin Einöde
  • zurückkehrendes Grün
  • Seen und Wassertiere
  • Freude am Fahrradfahren

Also wieder pure Abwechslung.

Und … wie weit würden wir heute kommen?

Wasservögel

Schon nach kurzer Zeit waren wir wieder im Biker’s High.

Eine seltsame Insel.

Weiter ging es durch diesen speziellen Mix aus Steppe und Mond.

Immer weiter vorwärts.

Immer weiter Richtung Ziel.

Richtung Gonessa.

Es wurde nochmal Zeit für einen Blick auf die Karte.

Zeit für strategische Überlegungen.

Dazu kam es aber erstmal nicht.

Warum?

Wir standen auf einmal in einem riesigen Seengebiet.

Eile mit Weile

Mit unzähligen Wasservögeln.

Die Insel wurde immer seltsamer.

Zeit zum Anhalten.

Auch wenn die Versuchung weiterzufahren da war.

Das wäre zu schade gewesen.

Zeit, das mal auf sich wirken zu lassen.

Kann eine Tour noch abwechslungsreicher sein?

Ein Dialog unter Bikern

„Wir könnten es schaffen.“

„Was?“

„Wenn wir durchtreten.“

Was???“

„Anzukommen.“

Anzukommen?“

„Ja. In Gonessa. Heute noch.“

„Lass mich mal auf die Karte gucken.“

„Wenn man geradeaus fahren könnte schon. Aber hast du mal dieses Gebirge hier gesehen?“

„Das müssten wir dann umfahren.“

„Weißt du wie verdammt weit das dann wäre?“

„Lass uns doch einfach mal weiterrollen. Mal sehen was so passiert.“

O.K.

Welche verrückten Ideen die Anwesenheit von Wasservögeln doch so mit sich bringen kann.

Naja, ein Versuch ist ja nicht verboten.

Und wir rollten weiter.

Um tatsächlich mal zu sehen, was „passiert„.

Um es mal auszuprobieren.

Ich konnte es schon fühlen.

Ganz tief innen.

Dieses uns schon lange begleitende Zeugs.

Testosteron. 🙂

Irgendwo im Südwesten von Sardinien

„Ich denke es läuft.“

„Ich auch.“

„Weiter?“

Weiter!

Es prickelte in unseren Körpern.

Die Kilometer flogen so dahin.

Die entferntesten Ausläufer des Gebirges waren schon erreicht.

Jetzt ging es wieder nach Westen.

Richtung Meer.

Richtung Gonessa.

Würden wir tatsächlich früher als erwartet ankommen?

Uns mal ausruhen können?

Auf unsere Familien warten.

Weiter.

Von nichts kommt nichts.

Kilometer 140

Was tun?

  • Die Dämmerung setzte ein
  • Die Kraft lief nach
  • Wir hatten noch keine Unterkunft
  • Es lagen noch circa 18 weitere Kilometer vor uns

Und?

  • Die Berge !!! fingen wieder an
  • 18 Kilometer rauf unter runter

Wir sahen uns an.

Es gab nur eine Entscheidung.

  • Weiter !!!

Besser als Fliegen

Und dann ging alles wie von alleine.

Wir waren wie im Rausch.

Rauf. Runter.

Treten.

Rauf. Runter.

Weitertreten.

Rauf runter.

Ein Abbiegeschild.

Es ging nach Gonessa.

Wir konnten es lesen.

Weiter.

Das Ensemble

Und dann sahen wir es.

Nach 158 Tageskilometern.

Folgendes schlichtes Ensemble

  • das Ortseingangsschild von Gonessa
  • eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50. Um uns zwei Berauschte zu bremsen? 🙂
  • ein Hupverbotszeichen.
  • und ein Stück Felsen.

Jetzt wussten wir es.

Wir wussten, wie es am Ziel aussehen wird.

Wir sahen es.

Nach etwas mehr als 2300 Kilometern.

Und nach …

  • sechs Ländern
  • den verschiedensten Städten
  • den unterschiedlichsten Landschaften
  • zahlreichen Kulturen
  • zig Litern ausgeschwitzer Nässe
  • und Massen an Pizzen, Pasta, Bier, Eis, Cola und Snickers

Ein einfaches Schild.

Mit einer 50, einer Hupe und einem Stück Fels.

Aber es fühlte sich an wie ein Nobelpreis.

Vollkommen unbeschreibliche Gefühle

Aber wir konnten es nicht glauben.

In unseren Köpfen explodierten die Gedanken.

Und aus unseren Augen floss etwas.

Durchatmen.

Abklatschen.

Was tut man nun in so einer Situation?

Du hast so lange daraufhingearbeitet.

Und nun ist sie da.

Und du überlegst was du tust.

Ich komme hier gerade an meine schriftstellerischen Grenzen.

Ich weiß nicht, wie ich es dir, um der Situation auch nur annähernd gerecht zu werden, so richtig beschreiben soll.

Aber weißt du was?

Mach es doch einfach nach.

Und fühle es selber.

Es ist wirklich unbeschreiblich.

Du wirst es sehen.

Und ich gönne es dir.

Sehr sogar.

Probiere es einfach aus:

Setze dir ein Ziel.

Egal welches.

Aber ein großes.

Dann arbeite hart dafür.

Und erreiche es.

Und du wirst wissen wovon ich rede.

Und es dann hoffentlich besser beschreiben können als ich.

Das Pffffff

Unsere einzige Panne.

Die ganze Tour verlief ohne Pannen.

Nichts.

Keine Reparaturen.

Bis hierher.

Bis hierher?

Ja.

Fotos mussten her.

Spekatkuläre Fotos.

Zum Beispiel eines, bei dem ich mein Rad hochhebe.

Das habe ich dann auch geschafft.

Für ungefähr eine halbe Sekunde.

Dann merkte ich wie erschöpft ich eigentlich war.

Und setzte es ab.

Dann konnte ich mein Rad hören.

Es pfiff.

Und dann durfte ich es den verbleibenden Rest der Tour schieben.

Zu unserer Unterkunft.

Circa 400 Meter entfernt.

Die hatten wir zwischenzeitlich ermittelt und gebucht.

Mitten in diesem sardischen Dorf.

Mit den typischen sardischen Opas.

Die draußen vor den Türen saßen.

Mir zusahen.

Beim Schieben.

Und es kommentierten.

Amüsiert.

Die Unterkunft

Die Unterkunft war nur eine Zwischenlösung.

Weil wir so früh waren.

Und bis unsere Familien kommen würden.

Und es ins Ferienhaus in der Nähe des Strands ging.

Sie war perfekt.

Einfach aber gut.

Und das Essen noch perfekter.

Das hatten wir uns aber auch verdient.

Ach so

Das Pfeifen.

Spitze dreieckige Dornen.

Die stammten von einem Gewächs.

Und sie lagen überall auf dem Gehweg.

Auch direkt unter unserm so ersehnten Gonnesa-Schild. 🙁

Epilog

Jedes gute Buch hat einen Epilog.

So auch dieser Bericht über unsere Radreise nach Sardinien.

Tauchen wir also hinein

Frühstückstisch.

Vollbepackt.

Duftender Kaffee.

Meine Söhne sehen mich an.

„Papa?“

„Ja?“

„Machst du mit uns auch mal eine Tour?“

Mein Grinsen hielt tagelang.

Wie in Stein gemeißelt.

Danke

Vielen Dank fürs Lesen.

Danke, dass du bis hierhin durchgehalten hast.

Sieben Teile sind schon eine ganze Menge.

Aber hoffentlich habe ich damit einen kleinen Funken bei dir entzündet.

Zumindest einen ganz kleinen.

Denn dann hätte ich es wieder.

Dieses eingemeißelte Grinsen.

Verbunden mit dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.

Es bleibt mir, dir etwas zu wünschen.

Zwei Dinge …

  • Gehe los
  • Erlebe die Welt

Du wirst es nicht bereuen.

Ganz im Gegenteil.

Alles Gute.                                   Hans-Peter

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2 Kommentare
  1. Torsten sagte:

    Hallo,
    ein schön geschriebener Bericht – habe mich an zwei Orten auf Sardinien wiedergefunden – nicht mit dem Rad, sondern mit dem PKW/WoMo!! Die Thermen bei Fordongianus, (zwei sehr schöne SP am Fluss, man kann auch in den heißen Quellausläufern im Fluss plantschen…) und dann Gonnesa….eure Unterkunft bei Marcella – was besseres konnte ihr nicht bekommen, wir waren vor Jahren als B&B-Gäste für 3 Tage dort…ein Traum, es gab damals noch kein Restaurant, aber das Frühstück war bestens und der Service/Zimmer perfekt, DANKE Marcella. Die Bilder von eurer Tour auf Sardinien lassen Erinnerungen hochkommen – obwohl wir 2019 wieder mal auf „der“ Traum-Insel waren. Hoffentlich können wir bald mal wieder ohne Probleme/Beschränkungen/“Gefahren“ einen WoMo-Urlaub auf der schönsten Mittelmeer-Insel machen. Eine Empfehlung von mir für Euch und eurem 4×4 Kermit!! LG von der schönen Ahr – HellFish –

    Antworten
    • rita und hans-peter sagte:

      Hallo Torsten!
      Und wieder sehen wir: die Welt ist schön und klein!!! Was für ein Zufall, dass Ihr auch bei Marcella ward!!! Ja, Sardinien mit dem Kermit zu bereisen, wäre auf jeden Fall eine Option für uns. Unsere aktuelle Tour bis letzte Woche ging durch Deutschland und Elsass – bis wir raus mussten… aber die Zeiten werden auch wieder anders und wir Womo-Fahrer können dann auch wieder freier reisen. Aktuelle Photos und Posts bekommst Du übrigens bei Instagram bei „diewelterleben“. die Filme kommen ja immer sehr zeitverzögert, weil es sehr viel Arbeit ist, einen zu schneiden… Aber es macht uns viel Spaß!!!
      die Ahr ist auch ein schönes Gebiet, na da kommen wir auch irgendwann mal hin, ist ja nicht so weit von Aachen…. Grüße Rita und HP

      Antworten

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